Die weiteren Tage wurden dann für interessante Tauchgänge genutzt. Mit Frank und seinem optimal für Tauchausfahrten ausgerüsteten Landungsboot lernten wir die traumhaft schöne Inselwelt vor Kristiansand kennen: Bunte Häuser auf kleinen Inseln und in netten Buchten sowie überall Boote. Nahezu jedes in Wassernähe gelegene Haus hat seinen Bootsanleger und seine Badeleiter. Nur über die Immobilienpreise in diese Region wollen wir lieber nicht nachdenken…
Die einzelnen Tauchplätze wurden von Frank so exakt angefahren, dass auch alle unbetonnten Wracks nach dem Abtauchen direkt erreicht werden konnten.
U.a. haben wir Tauchgänge zu diesen Wracks unternommen:
1.) Unbekanntes Segelschiff östl. des Kväsefjords (Holzschiff) Ein Tauchgang, der an einer imposanten Steilwand, die bei ca. 8m beginnt und auf ca. 45m hinunterführt, beginnt. Diese wird bis zum Fuß hinuntergetaucht. An einer markanten Stelle muss die Steilwand dann im 90-Grad-Winkel verlassen werden, um wenig später auf das Wrack zu stoßen. Es handelt sich um ein sehr altes Holzschiff, das aber schon in großen Teilen zerfallen ist. Die Spantenreste ragen noch gut sichtbar aus dem Sandgrund. Die Metallteile sind incl. eines großen Ankers noch gut erhalten und sichtbar. Auch viele Messingstifte sind zu erkennen, mit denen seinerzeit Holzteile verbunden waren. Wir mussten hier mit einer Strömung aus südl. Richtung kämpfen, was bei dem nicht mehr vorhandenen Strömungsschatten des Wracks das Fitnessstudio ersetzte. Die Tauchtiefe liegt bei diesem Wrack bei knapp unter 50m, beim Auftauchen kann man dann wieder die Steilwand mit ihrem schonen Bewuchs genießen.
2.) TomB (englisches Küstenmotorschiff, ca. 60m Länge, gesunken 1958) Der Tauchgang zur TomB ist eigentlich ein sehr unproblematischer Tauchgang, da das Wrack nur in ca. 20m Wassertiefe liegt. Lediglich die Lage in der Nähe des neuen Leuchtturms vor Kristiansand kann wettertechnisch seine Tücken haben. Die TomB liegt in unmittelbarer Nähe der Felsen, die zu einer Insel gehören, auf Sandgrund. Der Schiffsrumpf ist zwar an vielen Stellen aufgerissen, wobei der Bug komplett abgerissen ist, er kann aber noch sehr gut zugeordnet werden, d.h. man kann sich vorstellen, wie alles früher einmal gewesen sein muss. Allerdings ist etwas Vorstellungsvermögen gefragt, da das Schiff auf der Seite, ja teilweise sogar fast auf dem Kopf liegt. Schraube und Ruder sind entfernt worden, die Rumpfteile wirken auch nicht mehr wirklich stabil. Da das Wrack in ziemlich ungeschütztem Gewässer in geringer Tiefe liegt, wird es sicherlich nicht mehr viele Winterstürme überstehen, bevor es in sich zusammenfällt.
3.) Bjarke (dänisches Küstenmotorschiff, 97m Länge, 13m Breite, gesunken 1948) Dieses Wrack liegt nicht weit von der TomB entfernt, in der Nähe des alten Leuchtturmhauses vor Kristiansand. Im Gegensatz zur TomB hatten hier die Winterstürme schon genügend Zeit, um ganze Arbeit zu leisten. Das Wrack ist nahezu völlig in sich zusammengebrochen, Die einzelnen Stahlplatten des Rumpfes liegen wild gestapelt über- und nebeneinander. Allerdings kann man viele Teile noch zuordnen. So ist z.B. noch ein Mast mit Verkabelung und Leitern zu erkennen. Ein Teil des Aufbaus ist ebenfalls noch intakt und liegt auf dem Sand. Die Bjarke liegt an einem moderat abfallenden Hang. Die Wrackteile beginnen bei ca. 16m und liegen bis etwa 40m Wassertiefe verteilt. In vielen Stahlteilen sind regelmäßige Löscher zu erkennen, was darauf schließen lässt, dass es sich bei der Bjarke um ein genietetes Schiff gehandelt haben wird.
4.) Do24 (deutsches 3-motoriges Flugboot, 21,95 m lang, Flügelspannweite 27,27m, gesunken 1945) Die bei Kristiansand liegende Do24 ist von Land aus erreichbar. Sie liegt im Innenfjord in der Nähe des Flughafens. Direkt am Einstieg kann auch geparkt werden. Der Tauchgang beginnt mit einem Aufwärmprogramm in Form von einer va. 80m langen Paddelstrecke bis zur Boje. Beim Abtauchen wird jedem Taucher die Besonderheit diese Tauchgangs schnell klar: Der Fjord hat hier eine ca. 3m dicke Süßwasserschicht an der Oberfläche. Diese ist nicht sonderlich klar, sie hat eher eine rostige Farbe und Sicht gegen Null. Nach etwa 3m Tiefe ist es absolut dunkel, aber das Wasser wird klar, sodass der Abstieg am Bojenseil kein Problem darstellt. Das Flugboot-Wrack selbst ist in vier Teile zerbrochen, die mit Leinen verbunden sind. Die beiden Tragflächen mit jeweils einem der 9-Zylinder Sternmotoren und das Heck mit Teilen der Seitenleitwerke und der Kanzel des Heckschützen liegen auf einer Tiefe von ca. 26m auf einer Linie. Der Bug mit der Kanzel des Bugschützen, dem Cockpit und dem Laderaum befindet sich in einer Tiefe von etwas über 30m. Mit etwas Vorstellungsvermögen lassen sich die Teile unter Wasser gedanklich wieder zusammenfügen, wobei man sich den fehlenden dritten Motor, dann hinzudenken muss. Den Tauchgang kann man problemlos am Hang entlang zurück zum Einstieg austauchen. Hierbei erhält man dann knapp unterhalb der Süßwasserschicht interessante Farbeindrücke.
An einem Tag hatten wir einen Tauchgang zum Wrack der „Gudrun“ im Fleckefjord geplant. Als wir dort nach über zweistündiger Fahrt ankamen, mussten wir jedoch feststellen, dass die am Tauchplatz herrschende Wind und Wellensituation einen gefahrlosen Tauchgang nicht ermöglichte. Es blies zu kräftig von Westen in den Fjord hinein. Auf der über 100m langen Schnorchelstrecke bis zur Boje wären wir mit großer Wahrscheinlichkeit abgetrieben worden. Aber wir haben die Fahrt durch die norwegische Landschaft auch so genossen, zumal wir noch einen Abstecher zum geschichtsträchtigen Joessingfjord machen konnten.
Insgesamt hatten wir auch mit dem Wetter Glück. Die anfängliche Regenperiode ging vorüber und wir konnten die südnorwegische Sonne genießen. Unsere Wahl für das Norway-Team-Frank stelle sich als absolut richtig heraus. Der Service, und die Zuverlässigkeit dieses Anbieters sind perfekt. Da wir kulinarisch auf Selbstversorgung eingestellt waren, gestalteten sich die morgendlichen warmen Brötchen und vor allem der gemeinsame Fischabend mit leckerem frisch gegrillten und geräucherten Fisch als Highlight der Woche für unsere Gaumen.
Nach einer Woche Aufenthalt in einem der landschaftlich schönsten Gebiete Europas mussten wir dann wieder den Heimweg antreten. Bei der Fährbuchung hatte uns Sylvia vom Norway Team bereits das „Frühstücksbuffet“ auf dem Fahrschiff mit „verkauft“. Eine sehr gute Entscheidung…
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Sylvia und Frank vom Norway-Team, die stets dafür gesorgt haben, dass unser Aufenthalt in jeglicher Hinsicht perfekt wurde. Die Absprachen der Ausfahrten, die Briefings, die Infos über von Land betauchbare Wracks, der Flaschenfüllservice, die Versorgung mit Brötchen, kleinen Leckereien und allen anderen Dingen - wie vergessene Ladegeräte etc. - hätte besser nicht sein können. Einen besonderen Dank auch an Robin und Andreas für ihre tatkräftige Unterstützung. P.S. Nur mit Sylvia müssen wir das “Sonne-am-Baum-festbinden” wohl demnächst noch einmal üben... ;-) Aber das kriegen wir auch noch hin.
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