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Wrack- und Steilwandtauchen im Bodensee (Dez. 2012)

Zum Ende des Jahres wollten wir doch noch einmal eine etwas anspruchsvollere Tour unternehmen. Auch terminlich passten die vier Tage des verlängerten Wochenendes ganz gut in unsere persönlichen Kalender hinein.  Da der Bodensee mit seinen herrlichen Steilwänden und dem Tauchplatz-VorbesichtigungWrack des Schaufelraddampfers „Jura“ schon lange auf unserer „Wunschliste“ stand, fiel Anfang November die Entscheidung nicht schwer, die Planung für dieses Ziel zu beginnen. Zugegeben, das war etwas kurzfristig, aber außerhalb der Saison sollte das doch machbar sein.

Wir wussten, dass sich Christian in den Tagen vor unserer Ankunft mit einer anderen Tauchgruppe am Bodensee befinden würde und konnten somit natürlich von seinem Wissen profitieren. In ersten Telefonaten und Emails hatte sich schon abgezeichnet, dass einige Basen und taucherisch ausgerüstete Pensionen in unserem Wunschgebiet um Überlingen herum bereits in den Winterschlaf gefallen waren. So trafen wir die äußerst glückliche Entscheidung, uns auf Christians Empfehlung ebenfalls im „Haus Seehang“ in Wallhausen einzuquartieren. Diese Pension bietet für Taucher eigentlich alles was man sich wünschen kann. Schöne Zimmer, gutes Frühstück, eine trockene Tiefgarage für Fahrzeuge und Equipment (auch für unseren Anhänger), Trockenraum, Aufzug von der Tiefgarage zu den Zimmern, ca. 100m zum Einstieg zum Tauchplatz Wallhausen, ebenso weit zur Tauchbasis „Tinas Tauchschule“, Handwagen zum Flaschentransport – was will man mehr?

Die Tatsache, dass wir durch unsere Unterbringung auf der Südseite des Überlinger Sees nun eine etwas weitere Strecke zum Starthafen unserer Bootstour zur eingeschneites TauchschiffJura haben würden, haben wir gern in Kauf genommen. Wir hatten nämlich das Glück, trotz unserer recht kurzfristigen Vorbereitung noch Plätze bei Herbert Pfeiffer auf seinem „Bodensee-Tauchschiff“  zu bekommen. Herbert hatte sich nach unserer ersten Anfrage sehr für uns eingesetzt und das zunächst unmöglich scheinende doch noch möglich gemacht. Und im Dezember mit einem Boot mit geheizter Kajüte unterwegs zu sein, hat sicherlich auch den einen oder anderen Vorteil…

Doch nun der Reihe nach. Nachdem unser Equipmentanhänger wieder einmal kräftig mit Flaschen und Gerödel beladen war, ging es am 02.12. morgens los in Richtung Bodensee. Mittags lagen dann die etwas über 500 km Strecke hinter uns und wir konnten unsere Zimmer und die Tiefgarage beziehen.

Die Situation in Wallhausen ist aus taucherischer Sicht – vor allem im Sommer - nicht gerade ganz optimal. Es gibt einen Zugang in Hafennähe, bei dem aber eine Überschneidung mit dem in Artikel 11.04 der Bodensee-Schifffahrtsordnung ausgesprochenen Bade- und Tauchverbot im Umkreis von 100m um Schiffsanleger gegeben sein könnte. Zumindest muss man sich nach dem Einstieg am Ufer entlang bis zum Hochhaus bewegen, bevor man abtaucht. Für den Rückweg gilt somit ebenso ein Auftauchgebot in Hochhausnähe. Hierzu ist übrigens unter Wasser ein Absperrband vom Uferbereich bis tiefere Bereich gespannt, das in östliche Richtung nicht übertaucht werden sollte. Der Zugang zu diesem Einstieg ist nur über Privatgelände möglich, wird aber geduldet. Der Eigentümer, die Schifffahrtsgesellschaft, hat aber vorsorglich alles mit massiven Zäunen versehen, die an einer Stelle offen stehen. Dieser Einstieg führt zu einem unter Wasser moderat abfallenden Uferbereich. Taucht man weiter nach Westen, so gelangt man zur Wallhausener Steilwand. Diese kann man auch direkt über einen Fußweg, der am Ende der Uferstraße (Sackgasse) beginnt, erreicht werden. Auf dem Fußweg ist dabei noch eine Strecke von ca. 100m zurückzulegen, bevor ein paar alte Stufen zum Ufer hinunter führen. Da der Weg zu Beginn mit einer „Fahrradabwehrbarriere“ versehen ist und einige Stufen hat, ist ein Transport der Ausrüstung mit einem Handwagen etc. auch nicht ganz einfach. Hinzu kommt noch das größte Problem in Wallhausen: Es gibt nur sehr wenige sinnvolle Parkplätze für Taucher - in den letzten 200m der Uferstraße eigentlich gar keine. Diese Situation führte in der Vergangenheit schon zu einigen Unstimmigkeiten zwischen Anwohnern und Tauchern.  Ein dritter Einstieg befindet sich weiter östlich beim Strandbad. Hier ist die Parkplatzsituation entspannter. Dies zur allgemeinen Erläuterung.

Unseren ersten Tauchgang machten wir dann am Nachmittag zusammen mit dem DLRG-Team, mit dem Christian heute noch hier verweilte. Wir wählten den direkten Zugang zur Wallhausener Steilwand und transportierten unser gesamtes Equipment zum Ufer. Hier beginnt übrigens in westliche Richtung die Tauchverbotszone um den Teufelstisch. Ein entsprechendes Schild am Ufer macht dies Teller leer, es hat geschmeckt.unmissverständlich deutlich. Wenigstens einen sinnvollen Zweck hat das Schild: man kann sich zum Flossenanziehen daran festhalten …  In einer Wassertiefe von etwa 1,1m, bis zu der das Ufer sehr langsam abfällt, gelangt man zur Abbruchkante. Hier geht es dann senkrecht abwärts bis in richtig anspruchsvolle Tiefen. Für Schwimmer (oder Nichtschwimmer) im Sommer eine tückische Sache. Wir wollen zum Wallhausener Klinker, einem großen Steinbrocken, der in einer Spalte steckt. Die Unterkante liegt bei ca. 50m, die Oberkante bei ca. 40m. Man kann unter dem Felsen hindurch und in der Spalte wie in einem Kamin hoch tauchen. Damit man sich nicht vertaucht, haben findige Tauchkollegen nette gelbe Schilder angebracht. Da die Spalte direkt an unserer Einstiegstelle lag, ließen wir uns direkt auf 50m Tiefe absacken. An der senkrecht abfallenden Steilwand ist dies auch problemlos möglich. Der Klinker ist schon ein imposanter Brocken. Wir tauchten hintereinander durch den Kamin hoch und sammelten uns danach wieder am Ausgang. Danach folgten wir der Steilwand in Richtung des Hafens von Wallhausen. Die Steilwand ist absolut sehenswert und imposant.  Auch bei recht guter Sicht ist natürlich auch in 50m weder oben noch nach unten ein Ende in Sicht. Am Einstieg am Hafen stiegen wir nach 70 Min. Tauchzeit wieder aus dem Wasser, stiefelten zurück zu unserer Tiefgarage und rödelten ab.

Den Tag ließen wir danach mit einem gemeinsamen Abendessen im Restaurant des Nachbarortes ausklingen.  Ein guter Anfang.

Der nächste Morgen brachte uns dann nach dem ersten Blick aus dem Fenster die Gewissheit, dass die Wettervorhersage manchmal auch Recht haben kann. Es lag Schnee. Und wir mussten nachVerschneite Ufer Unteruhldingen, ca. 40km Landstrasse. Da es Sonntagmorgen war, konnten wir auch nicht auf Schneeräumer bauen. Das Frühstück wurde somit im Eiltempo erledigt – wir wollten unser Boot ja zumindest einigermaßen pünktlich erreichen. Die Straßen waren zwar schneebedeckt, aber es ging dann doch viel besser als befürchtet. Eine geschlossene dicke Schneedecke hat doch ihre Vorteile.

Wir erreichten den Hafen und  Herbert Pfeiffer samt seinem Boot pünktlich und begannen unsere Geräte im Schneetreiben auf das Boot zu schleppen. Herbert hatte bereits die Heizung angestellt und die Kajüten wurden langsam warm. Die Geräte wurden auf dem Vordeck verstaut, das restliche Gerödel in der Bugkajüte. Nachdem alle ihr Equipment verstaut hatten, ging es im Nebel auf den See hinaus zum Untergangsort der Jura. Ein irgendwie passendes Wetter für einen Tauchgang zu einem, als Folge eines Zusammenstoßes mit einem anderen Dampfer im Nebel, gesunkenen Schiffes. Nach etwas weniger als einer Stunde erreichten wir das Ziel. Herbert setzte eine Boje mit Grundgewicht und wir machten uns fertig. Daniel und ich bildeten das erste Team, das hinunter gehen sollte. Uns kam somit die Aufgabe zu, das Grundgewicht zu sichern und ggf. zu versetzen. Dafür hatten wir aber die Gewissheit, die optimal möglichen Sichtbedingungen am Wrack vorzufinden. Dies war nicht unerheblich, da ich den Tauchgang auf Video dokumentieren wollte.

 

Video des Tauchgangs zur Jura

Die Jura stellt sicherlich einer der interessantesten – wenn nicht sogar das interessanteste – Wrack in deutschsprachigen Binnengewässern dar. Taucherisch stellt es einen gewissen Anspruch an die Besucher, da es in knapp 40m Tiefe in Dunkelheit im kalten Wasser des Bodensees liegt. Es geht am Bojenseil  entlang der Dunkelheit entgegen, bis der Grund und das Wrack langsam im Lichtkegel der Lampen erscheint. Da lag er also der viel beschriebene Raddampfer, der seit dem 12.02.1864 hier unten sein Dasein fristet, hier beide Weltkriege völlig uninteressiert überstanden hat und besser in Schuss ist als so manches Wrack aus neueren Zeiten. Die genauen Daten der Jura sind in unserer Wrackliste enthalten. Die interessantesten Passagen unseres Tauchgangs sind auf dem Video zu sehen. Den Tauchgang selbst haben wir mit D12 (EAN30) und einer Stage (EAN50) zur Dekompression durchgeführt. Die Grundzeit betrug knapp 35 Minuten, der gesamte Tauchgang dauerte etwas über eine Stunde. Die Wassertemperatur unten am Wrack betrug 5,5 °C. Insgesamt ein perfekter Tauchgang, der unseren Erwartungen in jedem Punkt gerecht wurde.

Insel MainauDa wir im Nebel abgetaucht waren, war unsere Überraschung groß, als wir die Nase wieder aus dem Wasser streckten und uns im Sonnenschein wiederfanden. Rund um uns herum die schneebedeckten Uferbereiche, die in der Sonne toll aussahen.

Wieder an Bord servierte uns unser Skipper knusprigen Leberkäs mit Kartoffelsalat und Laugenbrezeln.  Wie war das noch gleich mit den Vorteilen eines Bootes mit Kajüten?

Ich ließ es mir derweil nicht nehmen, mir dir Bilder und Filmsequenzen von der Jura kurz anzusehen – alles machte auf den ersten Blick einen guten Eindruck – beruhigend.

Unser zweiter Tauchgang sollte im Bereich der Marienschlucht im Überlinger See stattfinden. Ein Bereich, den man von Land aus nur schwer erreichen kann, da es keine Straßen in Ufernähe gibt und der gesamte Uferstreifen unter Naturschutz steht.  Unser Skipper setzt uns direkt an der Steilwand ab. Wir hatten einen One-Way-Tauchgang in östliche Richtung an der Wand entlang abgesprochen.

Die Felsformationen, die wir hier vorfanden, übertreffen die Wallhausener Wand teilweise noch. Es gab Bereich mit tiefen Spalten, große Überhänge und Zonen, die uns das Gefühl gaben, irgendwo an einer Hochhauswand vorbei zu schweben. Der Felsen  ist in diesen Zonen absolut glatt, soweit man blicken kann. Er fällt dazu noch völlig senkrecht in die Tiefe ab. Würde hier ein Taucher ein Problem bekommen, es gäbe absolut nichts an diesem Felsen, wo er sich würde festhalten können. Da wir natürlich noch Restsättigung vom Jura-TG haben, tauchen wir nur bis knapp 40m Tiefe, zumal die Wand tiefer auch nicht schöner werden kann. Nach etwas über einer Stunde nimmt uns unser Tauchschiff wieder auf und bringt uns zurück nach Unteruhldingen.

Es war ein sehr schöner und erfolgreicher Bootstauchtag. Grundlage hierfür legte natürlich auch unser Skipper, Herbert Pfeiffer, mit seinem „Bodensee Tauchschiff“, bei dem wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken.

Die Rückfahrt nach Wallhausen war dann absolut unspektakulär. Wir verspürten aber anschließend, dass die zwei Tauchgänge und die dabei herrschenden Temperaturen um den Gefrierpunkt, verbunden mit entsprechendem Wind, nicht wenig Energie gekostet hatten.

Konstanz am HafenIch war mit einer, mir zwei Wochen zuvor bei einem Sturz zugezogenen, kräftigen Rippenprellung an den Bodensee angereist.

Die Tatsache, dass Daniel mir zwar die Schlepperei von allen schweren Dingen abgenommen hatte, konnte aber nicht vermeiden, dass die Schmerzen nach diesem Tauchtag mit D12 und mehrmaligem hinaufklettern der Tauchleiter am Tauchboot in der darauffolgenden Nacht wieder so stark wurden, dass ich erneut Schmerztabletten benötigte. Ich war wohl leider noch nicht so fit, wie ich gern gewesen wäre.

Am folgenden Tag verzichteten wir dann auf noch weitere Tauchgänge und nutzten den Tag zu einem Ausflug nach Konstanz. Was es hier alles zu sehen gibt, kann man in einschlägigen Reiseführern nachlesen… Der Weihnachtsmarkt am Hafen soll einer der größten und schönsten in Baden Württemberg sein.

Wie üblich n dieser Stelle – ein herzliches Dankeschön an:

    Margarete Renz, die Wirtin vom www.hotel-haus-seehang.de , die uns sonntags auch unvorbereitet ganz früh mit Frühstück versorge

    Manfred Banholzer, Inhaber von www.tinas-tauchschule.de, der uns auf Telefonanruf perfekt und pünktlich mit Pressluft bediente.

    Herbert Pfeiffer, Skipper und Eigner des www.bodenseetauchschiff.de, der uns kurzfristig die Teilnahme an einer Tagestour zur Jura und Marienschlucht mit seinem Schiff „Concrete Lady“ möglich machte und den Tag zu einem gelungenen Erlebnis werden ließ.

    Daniel, der während dieser Tour alle schweren Gegenstände geschleppt und einen Tag Umlanderkundung ohne Mullen und Knullen hingenommen hat.

    Christian und seine DLRG-Kollegen, die uns mit Tipps versorgten und mit denen wir einen schönen Tauchgang gemeinsam zum “Wallhausener Klinker” machen konnten.

     

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